Dyskalkulie-therapie

Dyskalkulietherapie

Was ist eine Rechenschwäche?

Man kann von einer Rechenschwäche (Dyskalkulie) sprechen, wenn bei einem Kind über einen längeren Zeitraum (sechs Monate oder länger) grosse Schwierigkeiten beim Rechnen auftreten.

Rechenschwache Kinder haben ein ungenügendes Verständnis für Zahlen und Mengen. Sie rechen auf eigenwillige Art und machen dabei immer wiederkehrende Fehler. Oft sind sie zählende Rechner geblieben. Eine Rechenschwäche kann trotz guter allgemeiner Begabung auftreten.

Die Schwierigkeiten beeinträchtigen die betroffenen Kinder. Durch Misserfolgserlebnisse leidet das Selbstwertgefühl. Es können sich Ängste oder psychosomatische Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen entwickeln.

Symptome – Wie zeigt sich eine Rechenschwäche?

Es gibt keine spezifischen Merkmale, die bei einer Rechenschwäche auftreten müssen. Einige Auffälligkeiten können aber darauf hinweisen:

  • Viele Aufgaben werden an den Fingern abgezählt (noch Ende 2. Schuljahr) oder auf versteckte Art zählend gerechnet.

  • Einer und Zehner werden oft verwechselt: 34 statt 43.

  • Zehner- und Hunderterübergang bereiten Schwierigkeiten.

  • Einer, Zehner, Hunderter können nicht ihrem Wert zugeordnet werden.

  • Das Kind zeigt Unsicherheiten bei Begriffen wie links und rechts, mehr oder weniger, das Doppelte – die Hälfte, etc.

  • Der Umgang mit Grössen (Uhrzeit, Längenmass, Gewicht, Geld) gelingt nicht.

  • Das Verständnis von Textaufgaben ist erschwert.

  • Gelerntes wird rasch wieder vergessen.

  • Das Kind wirkt unkonzentriert und macht scheinbar Flüchtigkeitsfehler.

  • Trotz intensivem Üben erzielt das Kind keine wesentlichen Fortschritte.

  • Die Hausaufgabensituation ist angespannt und es gibt oft Streit.

  • Das Kind entwickelt eine Abneigung gegen die Mathematik und hat Angst davor.

Wenn Sie viele der Merkmale beobachten, sollten Sie sich zur weiteren Information an eine Fachperson wenden.

Mögliche Ursachen

Woher kommt eine Rechenschwäche?

Die Rechenschwäche ist eine komplexe Störung, an der immer mehrere Ursachen beteiligt sind. Ungünstige Faktoren können die Entstehung einer Rechenschwäche begünstigen. Die Faktoren können aus den folgenden Ursachenfeldern stammen, wobei nicht alle Felder betroffen sein müssen.

Mögliche kindliche Faktoren:

  • Verlangsamte Entwicklung

  • Raumorientierungsprobleme

  • Merkschwäche für Zahlen und Reihen

  • Konzentrationsschwäche

  • Mangelndes Interesse an Zahlen

  • Geringes Selbstvertrauen

Mögliche familiäre Faktoren:

  • Familiäre Belastungen

  • Übermässiges Üben

  • Vermitteln von Tricks und Tipps, die verwirren können

  • Hohe Erwartungen

  • Reaktionen auf schlechte schulische Leistungen

Mögliche schulische Faktoren:

  • Lehrmittel, Unterrichtsmaterial

  • Tempo des Unterrichts

  • Mangelnder mathematischer Aufbau

  • Ungünstige Klassenstruktur

  • Notendruck

  • Lehrpersonenwechsel

Rechenschwäche erfassen

Abklärung vor einer Dyskalkulietherapie

In einer Abklärung werden das mathematische Verständnis und der Stand der Rechenfertigkeiten erfasst.

Das verwendete Abklärungs- und Diagnoseverfahren ist geeignet, um:

  • die individuellen Denk- und Handlungsmuster zu erkennen

  • den Lernstand zu erfassen

  • Rechenwege und Strategien zu zeigen

  • den Therapie- und Förderbedarf festzustellen

  • Hinweise für die Schul- und Hausaufgabensituation zu geben

Nebst dem mathematischen Verständnis und Vorgehen werden auch das Lernumfeld und die Lernbiografie, sowie spezifische Entwicklungsbereiche des Kindes in die Abklärung einbezogen.

In einem gemeinsamen Gespräch mit den Eltern werden die Abklärungsresultate erläutert und das weitere Vorgehen besprochen.

Dyskalkulietherapie

Nach der Abklärung wird ein individueller Förderplan erstellt. Meist ist die Arbeit an den Grundlagen des mathematischen Verständnisses notwendig, damit ein sicheres Fundament im Rechnen aufgebaut werden kann; ebenso das Üben und Automatisieren der Grundrechenarten und das Lernen günstiger Rechenwege.
Die Therapie richtet sich nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes und erfolgt darum immer in Einzelsitzungen. Sie baut auf den Ressourcen des Kindes auf und passt sich seinem Tempo an. Mit diesem Vorgehen erlebt das Kind positive Lernerfahrungen und das Selbstvertrauen wird gestärkt.

Therapie oder Nachhilfe?

Eine Therapie betrachtet die vorhandenen Probleme ganzheitlich und bezieht das Umfeld mit ein. Es werden Grundlagen geschaffen, die einen tiefergehenden Prozess anstossen und eine nachhaltige Entwicklung der Persönlichkeit fördern können.

Die Nachhilfe konzentriert sich in der Regel auf das kurzfristige Bearbeiten und das Verständnis des aktuellen Schulstoffs.